Auch im Pott zählt der Schuss aufs Tor und das Runde muss ins Eckige. Die Ruhrregion, als rauer, ehrlicher Ort, blüht rund um das runde Leder. Wir haben uns mit den Werten des Fußballs auseinandergesetzt und dabei herausgefunden, was es mit dem Fußball im Ruhrpott so auf sich hat.
Tradition: Fußball als Working-Class Religion
Man könnte es erraten, aber ja, der deutsche Fußball war einst ein Sport der Eliten. Bis zum Ersten Weltkrieg war der Fußballsport noch eine Entwicklung, die sich auf die oberen spezialisiert hat, erst nach dem ersten Weltkrieg hat sich der Sport zu einer Art Volksbewegung entwickelt. Angetrieben wurde dies durch die Arbeiter in den Bergwerken, deren Kinder und dem Hype, der damit einherging. Fußball verbindet und brachte bereits damals Menschen zusammen, auf die möglichste Art und Weise: Für den Spaß am Spiel. Das Ruhrgebiet gehört mit Millionen von Einwohnern zum „schlagenden Herz des deutschen Fußballs“, hat sich der Mythos bereits in Museen, Denkmälern und Industrie fest etabliert und an die Wände geschrieben. Die beeindruckende Entwicklung hat aber ihren Ursprung nicht nur in der Geschichte, sondern vor allem in der Emotion.
Emotion: Revierderby – Explosion im Stadion
Internationale Schlagzeilen und sogar einen Wikipedia-Artikel hat sich der Begriff des Revierderbys verdient. Es mag womöglich eine der größten Rivalitäten im deutschen Fußball sein: Ja, wir reden vom FC Schalke 04 und Borussia Dortmund. Tatsächlich feierte die Feindschaft 2025 ihr 100. Jubiläum, da dieser sportliche Krieg bereits seit 1925 anhält. Obwohl es eine große Anzahl an Fußballvereinen im Ruhrgebiet gab, haben sich gerade diese zwei etabliert. Stadionspiele sind im Regelfall ausverkauft. Erste tatsächliche Eskalationen gab es dabei 1969, als Fans plötzlich aufs Feld rannten und die Polizei einschreiten musste. Zwei Spieler wurden damals von Polizeihunden gebissen. Das Event führte zu grundlegenden Sicherheitsreformen in Fußballstadien. Im Anschluss darauf brachte Schalke bei einem Fußballspiel vier echte Löwen in ein Stadium. Ja, Sie haben richtig gelesen.
Moderne: Erlebniswelt Fußball
Nun, heute ist der Fußball im Pott mehr als ein Spiel. Er ist Event, Show, Wirtschaftsfaktor und Identitätsmaschine. Während früher der Kumpel nach der Schicht zur Grubenlampe griff und in Stollenschuhen über Ascheplätze rannte, warten heute VIP-Lounges, LED-Banden und Sponsorenparaden auf die Fans. Das Ruhrgebiet ist zur Bühne geworden, die europaweit ihresgleichen sucht. Übrigens: Borussia Dortmunds Signal Iduna Park ist das größte Stadion Deutschlands, über 81.000 Plätze, die regelmäßig bis auf den letzten Hocker gefüllt sind. Die „Gelbe Wand“ ist längst Popkultur, ein stehendes Monument für das, was Fußball im Pott ausmacht: Lautstärke, Nähe, Leidenschaft. Doch auch Vereine wie der VfL Bochum oder Rot-Weiß Essen tragen ihren Teil bei. Kleine Stadien, große Emotionen, nah dran am Volk. Es ist genau dieser Mix aus Größenwahn und Bodenständigkeit, der den Ruhrpott von anderen Fußballregionen unterscheidet.
Wettspiel: Schattenseite oder Kulturfaktor?
Wo große Emotionen sind, ist das Spiel mit dem Risiko nie weit. Wetten und Fußball gehören im Ruhrpott zusammen wie Currywurst und Fiege Pils. Kaum ein Derby vergeht, ohne dass Wettscheine die Runde machen. Ob im Kiosk an der Ecke, im offiziellen Wettbüro oder per App: Das Setzen von Geld auf Tore, Karten oder den ersten Torschützen ist Ritual und Versuchung zugleich. Gerade die hohen Wettquoten, aufgrund der immer-wechselnden Resultate, machen das Wetten im Ruhrpott attraktiv. Nahezu wöchentlich zeigen sich neue Wettanbieter auf Sportwetten24 und machen deutlich, wie beliebt das Spiel rund um das Leder am Platz noch heute ist.
Die Geschichte zeigt: Schon in den 70ern und 80ern wurde im Umfeld der Revierderbys kräftig auf Ergebnisse gesetzt, legal oder illegal. Heute ist das Geschäft professionalisiert, reguliert und gleichzeitig gefährlicher geworden. Denn die Grenze zwischen Spaßwette und Abhängigkeit ist schmal.
Der Pott bleibt Fußball
Und doch: Der Fußball im Ruhrgebiet steckt voller Widersprüche. Auf der einen Seite tobt der Kampf um Authentizität, auf der anderen Seite dreht sich alles ums große Geld. Schalke 04 musste in den letzten Jahren mehrfach um seine finanzielle Existenz bangen, während Dortmund Millionen aus internationalen TV-Rechten kassiert. Der Strukturwandel der Region spiegelt sich aber auch in den Stadien wider. Während Zechen geschlossen wurden und Arbeitsplätze verschwanden, blieb der Fußball als Halt und trägt soziale Verantwortung. Wer heute verstehen will, was es heißt, wenn ein Stadion bebt, muss hierherkommen. Denn wenn im Pott das Flutlicht angeht, gibt es kein Entkommen: Es ist Religion, Rausch und Revierkampf zugleich.

