Samstag, 05.10.2024

Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff:Traum oder Albtraum?

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Marcel Neumann
Marcel Neumann
Marcel Neumann ist ein vielseitiger Journalist, der mit seiner Kreativität und seiner Neugier immer wieder neue Perspektiven aufzeigt.

Die Vorstellung, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten, weckt bei vielen Menschen das Bild von einem Traumjob: jeden Tag an einem anderen Ort der Welt aufwachen, malerische Sonnenuntergänge auf hoher See genießen und in einem der luxuriösesten Umfelder tätig sein. Doch so verlockend diese Aussicht auch erscheinen mag, verbirgt sich hinter dem Glanz der Ozeanriesen oft eine harte Realität, die nicht jeder bewältigen kann. Zwischen glamourösen Postkartenidyllen und den Herausforderungen eines Arbeitsalltags auf engstem Raum schwanken die Meinungen darüber, ob ein Job auf einem Kreuzfahrtschiff tatsächlich ein Traum oder eher ein Albtraum ist.

Die Ambivalenz dieses Arbeitsplatzes ist unbestreitbar: Auf der einen Seite stehen die vielen Vorteile, wie Reisen zu exotischen Zielen und das Arbeiten in einem multikulturellen Umfeld. Auf der anderen Seite stehen die langen Arbeitszeiten, wenig Freizeit und das Leben fernab von Familie und Freunden. Doch wie ist es wirklich, an einem der faszinierendsten Arbeitsplätze der Welt tätig zu sein? Der folgende Artikel wirft einen genaueren Blick auf das Arbeiten auf Kreuzfahrtschiffen und beleuchtet sowohl die positiven als auch die herausfordernden Aspekte.

Arten von Jobs auf Kreuzfahrtschiffen: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten

Ein Kreuzfahrtschiff ist im Grunde genommen eine schwimmende Stadt, und genauso vielfältig wie die Berufe an Land sind, so unterschiedlich sind die Jobkategorien an Bord. Die Jobs lassen sich grob in verschiedene Bereiche unterteilen:

  • Service: Kellner, Barkeeper, Köche und Küchenhelfer arbeiten in den Restaurants und Bars an Bord. Diese Positionen erfordern nicht nur exzellente Servicefähigkeiten, sondern auch ein hohes Maß an Belastbarkeit, da die Schichten oft lang sind.
  • Entertainment: Kreuzfahrtschiffe bieten ein breites Unterhaltungsprogramm. Animateure, DJs, Musiker und Tänzer sorgen dafür, dass die Gäste eine unvergessliche Zeit erleben. Auch Techniker, die für die Licht- und Tontechnik verantwortlich sind, sowie Casino-Mitarbeiter fallen in diese Kategorie. Die Casinos, die auf vielen Schiffen zum Standardangebot gehören, bieten Jobs für Croupiers, Kassierer und Aufsichten. Diese Mitarbeiter benötigen oft spezielle Schulungen und Erfahrung im Casino-Umfeld, besonders in den größten der schwimmenden Spielbanken wie bei der Oasis-Klasse der Royal Caribbean, der Norwegian Escape, der Queen Mary 2 oder der Flotte der Celebrity Cruises.
  • Technik: Die technischen Mitarbeiter sorgen für den reibungslosen Betrieb des Schiffes. Dazu gehören Ingenieure, Elektriker und Maschinisten, die sich um die technischen Anlagen des Schiffes kümmern. Diese Berufe erfordern spezielle Qualifikationen und eine hohe Verantwortung, da die Sicherheit von Crew und Passagieren in ihren Händen liegt.
  • Deck: Schiffsoffiziere und Matrosen kümmern sich um die Navigation und das Management des Schiffs. Sie sind für die Steuerung und den sicheren Betrieb verantwortlich und haben somit eine entscheidende Rolle an Bord.
  • Gesundheitswesen: Kreuzfahrtschiffe verfügen über kleine Krankenstationen, die von Ärzten und Krankenpflegern besetzt werden. Diese sind rund um die Uhr einsatzbereit, um medizinische Notfälle zu behandeln. Gerade bei längeren Reisen oder in abgelegenen Regionen ist dieser Job unverzichtbar.

In all diesen Bereichen gibt es zahlreiche internationale Karrieremöglichkeiten. Je nach Position werden verschiedene Qualifikationen und Erfahrungen verlangt. Vor allem Sprachkenntnisse, insbesondere Englisch, sind oft eine Grundvoraussetzung, da die Besatzungen meist aus vielen verschiedenen Nationen stammen.

Arbeitsalltag auf hoher See: Traumhafte Kulissen, harte Arbeit

Das Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff ist zwar eine einmalige Erfahrung, aber es ist auch sehr fordernd. Die romantische Vorstellung, zwischen Traumzielen zu arbeiten, wird oft durch die Realität eines strikten Arbeitsalltags überschattet. Ein typischer Arbeitstag kann leicht 10 bis 12 Stunden umfassen, und das oft sieben Tage die Woche, ohne freien Tag für mehrere Monate am Stück.

Im Vergleich zu Jobs an Land sind die Arbeitszeitregelungen auf Kreuzfahrtschiffen oft weniger strikt. Die maritime Branche fällt nicht immer unter dieselben Arbeitszeitgesetze wie etwa Jobs in einem Hotel an Land. So kann es vorkommen, dass über Monate hinweg kein freier Tag gewährt wird. Auch die Unterkünfte sind in der Regel einfacher: Viele Crewmitglieder teilen sich Kabinen mit Kollegen, oft ohne Fenster und mit wenig Platz für persönliche Gegenstände.

Die Vorteile: Ein Traumjob?

Trotz der harten Arbeit hat das Arbeiten auf einem Kreuzfahrtschiff zweifellos seine Vorteile. Zu den wohl größten Anreizen gehört die Möglichkeit, an einigen der schönsten Orte der Welt zu arbeiten. Karibik, Mittelmeer, Südostasien – viele Crewmitglieder erleben diese Traumdestinationen während ihrer Arbeit hautnah. Zwar bleibt oft wenig Freizeit, aber an freien Tagen oder in den Pausen können Mitarbeiter die Hafenstädte erkunden.

Zudem arbeiten auf Kreuzfahrtschiffen multikulturelle Teams. Menschen aus allen Teilen der Welt kommen zusammen und tauschen sich aus, was oft zu einzigartigen interkulturellen Erfahrungen führt. Die internationale Atmosphäre an Bord macht diese Jobs besonders reizvoll für alle, die gerne andere Kulturen kennenlernen und Teil eines globalen Netzwerks werden möchten.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Lebenshaltungskosten an Bord meist sehr gering sind. Unterkunft und Verpflegung sind oft inklusive, sodass Crewmitglieder viel von ihrem Gehalt sparen können. Darüber hinaus entstehen wertvolle Kontakte, die den Weg für weitere Karrieremöglichkeiten in der Tourismus- oder Hotelbranche ebnen können.

Die Herausforderungen: Albtraum oder harte Realität?

Die physischen und psychischen Belastungen als Crewmitglied auf einem Kreuzfahrtschiff sind enorm. Die langen Arbeitszeiten ohne nennenswerte Pausen können schnell zu Erschöpfung führen. Hinzu kommt die begrenzte Privatsphäre mit kaum Rückzugsmöglichkeiten, um sich zu erholen. Auch die Isolation spielt eine Rolle. Über Monate hinweg von Familie und Freunden getrennt zu sein, kann emotional belastend sein. Besonders für neue Mitarbeiter ist dies oft eine Herausforderung, die erst einmal überwunden werden muss. Heimweh ist daher eine der häufigsten Beschwerden unter den Crewmitgliedern.

Zudem birgt die Arbeit an Bord gesundheitliche Risiken. In engem Kontakt mit vielen Menschen zu arbeiten, erhöht das Risiko, sich mit Krankheiten anzustecken. Ein weiteres Problem ist die räumliche Begrenzung. Bei einer Pandemie oder einem Krankheitsausbruch ist es schwierig, sich zu isolieren. Die Mitarbeiter müssen es zudem mit ihrem Gewissen vereinbaren können, dass die Ausflugsschifffahrt nicht zwingend mit Nachhaltigkeit einhergeht. Manche Anbieter verzichten sogar auf ihre Klimaziele bei Kreuzfahrten.

Gehalt und Arbeitsbedingungen: Lohnen sich die Strapazen?

Die Gehälter auf Kreuzfahrtschiffen variieren stark je nach Position, Nationalität und Erfahrung. Ein Einsteiger in einem Service-Job verdient in der Regel zwischen 1.200 und 2.000 US-Dollar im Monat, während Fachkräfte, wie Ingenieure oder Schiffsoffiziere, deutlich höhere Gehälter erhalten können. Es ist wichtig zu beachten, dass in vielen Positionen Trinkgelder eine entscheidende Rolle spielen, insbesondere im Servicebereich. Dieses zusätzliche Einkommen kann die Verdienste erheblich steigern.

Die Vertragsstruktur ist in der Regel saisonal oder auf bestimmte Einsätze beschränkt und kann sich daher von der allgemeinen Arbeitszeitregelung der saisonalen Ausflugsschifffahrt unterscheiden. Crewmitglieder arbeiten oft mehrere Monate am Stück, gefolgt von einer mehrwöchigen Auszeit. Solche Verträge können zwischen sechs und neun Monate dauern, abhängig von der Position und der Reederei. Ein weiterer Faktor, der die Arbeitsbedingungen beeinflusst, ist die Flagge, unter der das Schiff fährt. Schiffe, die unter sogenannten „Billigflaggen“ wie Panama oder Liberia registriert sind, unterliegen oft weniger strengen Arbeitsschutzgesetzen. In diesen Fällen kann es vorkommen, dass die Arbeitszeiten länger sind und die Gehälter niedriger ausfallen, als es bei Schiffen unter europäischen oder amerikanischen Flaggen der Fall wäre. Das internationale Seerecht erlaubt es, Schiffe unter einer anderen Flagge als der des eigentlichen Heimatlandes zu registrieren, was zu erheblichen Unterschieden in den Arbeitsbedingungen führen kann.

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