Die Zahl der HIV Neuinfektionen in Deutschland nimmt zu. Das geht aus dem jüngsten Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch Instituts hervor. Erstmals wird demnach auch wieder ein Anstieg der Menschen gemeldet, die bislang nichts von ihrer Infektion wussten. Lokal meldet die AIDS Hilfe Hagen mindestens zehn neue Fälle. Zum Welt AIDS Tag treffen sich die lokalen Gesundheitsbehörden und Hilfsorganisationen zu einem öffentlichen Gedenken.
Zahlenlage und verspätete Diagnosen
Nach Angaben des Robert Koch Instituts steigen nicht nur HIV Infektionen, sondern auch weitere sexuell übertragbare Krankheiten. Das Institut schätzt, dass rund 8.200 Personen in Deutschland nichts über ihre HIV Infektion wissen. Zudem werde etwa ein Drittel der HIV Diagnosen erst gestellt, wenn das Immunsystem bereits stark geschädigt ist, häufig zeitgleich mit einer AIDS Diagnose.
Antje Funke, Leiterin der Abteilung Infektionsschutz und Hygiene des Gesundheitsamtes der Stadt Hagen, forderte deshalb ein frühzeitiges Vorgehen: „HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen sollten so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. So wird die Gesundheit geschützt und weitere Übertragungen werden verhindert.“
Prävention und Zugangsbarrieren
Als zentrales Präventionsinstrument wird die medikamentöse Vorbeugung PrEP genannt. Nach RKI Angaben stagniert die Zahl der PrEP Nutzenden bei rund 40.000 Personen. In der Praxis sind Wartezeiten und eine ungleichmäßige Versorgung ein Problem. Die Nutzung konzentriert sich bislang nahezu ausschließlich auf homosexuelle Männer, obwohl PrEP für alle Menschen mit erhöhtem Risiko geeignet ist.
Die AIDS Hilfe Hagen kritisiert zudem, dass Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung von Therapien und Präventionsangeboten ausgeschlossen bleiben. In Hagen erfolgt die kassenärztliche Verschreibung von PrEP bisher ausschließlich durch Fachärztinnen und Fachärzte, was die Zugänglichkeit einschränkt. Andreas Rau, Leiter der AIDS Hilfe Hagen, bewertete den Trend als ernst: „Der Anstieg ist noch moderat, aber sehr ernst zu nehmen. Wir müssen jetzt gut erprobte Maßnahmen verstärkt einsetzen und an neue Anforderungen anpassen. Deshalb begrüßen wir die Initiative des Hagener Gesundheitsamtes, künftig noch intensiver mit der AIDS Hilfe zusammenzuarbeiten.“
Testangebote und lokales Gedenken
Seit 2009 bieten die AIDS Hilfe und das Gesundheitsamt der Stadt Hagen regelmäßige Testtermine an. Melanie Luczak, Chefberaterin der AIDS Hilfe, verwies auf die Zusammenarbeit: „Es ist gut, dass uns das Gesundheitsamt hilft, noch mehr dieser Abendtermine anzubieten. Wer ungeschützten Sex hatte, sollte sich auf HIV und andere Infektionen testen lassen.“ Interessierte können Termine über die Website der AIDS Hilfe Hagen im Bereich Termine buchen vereinbaren.
Zum Welt AIDS Tag findet am Montag, 1. Dezember, um 17 Uhr am Osthaus Museum, Museumsplatz 1, ein Gedenken statt. Veranstalter sind die AIDS Hilfe Hagen und das Gesundheitsamt der Stadt Hagen. Anlass ist das Erinnern an Menschen, die an der Krankheit gestorben sind, sowie die öffentliche Sensibilisierung für Prävention und Versorgung.
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